Kabel-Attentat
Hitler das Wort entzogen !

An dieser Stelle wurde, wie von der zentralen Führung der KPD beschlossen, am 15. Februar 1933 eine sorgfältig vorbereitete und gut organisierte Aktion während des Wahlkampfs zu den Märzwahlen durchgeführt. Hitler war zum Reichskanzler ernannt und wollte seinen Wahlkampf in Stuttgart beginnen. Geplant war eine Rede in der Stadthalle, die auf dem Marktplatz übertragen und vom Rundfunk ausgestrahlt werden sollte. Hitler wollte hier zum ersten Mal den Rundfunk für seine Zwecke voll einsetzen. Eine von der KPD vorbereitete Gegenkundgebung unter dem Motto "Gemeinsam gegen Hitler" wurde verboten, Flugblätter der SPD zur Vorbereitung des Wahlkampfs wurden beschlagnahmt. Doch die Gegner der Nazis gaben sich nicht geschlagen: Sie entzogen Hitler das Wort.

Das geschah hier in der Hofeinfahrt der Werderstr.12. Nur an dieser Hauswand entlang auf einer Höhe von 3,75m verlief das Leitungskabel von der Stadthalle überirdisch. Hier war eine Schutzwache postiert, denn schon einmal war eine Übertragung bei einer NSDAP-Veranstaltung mit dem Prinzen August-Wilhelm von Hohenzollern durch Antifaschisten gestört worden. Die zwei Wachposten wurden durch ein Handgemenge von zwei der Antifaschisten abgelenkt, in der Zwischenzeit wurde von zwei anderen mit einer Axt das Kabel durchgehauen. Willi Bohn berichtet in seinem Buch "Stuttgart geheim" (S.22 ff) über die berühmt gewordene Kabelaktion. In die Vorbereitung waren Techniker und Sprecher des Süddeutschen Rundfunks, Gewerkschafter und Arbeitersportler einbezogen. Und Eduard Weinzierl, der in der Nähe der Stadthalle wohnte, führte mit drei zuverlässigen Freunden, darunter Hermann Medinger und Alfred Däuble, die Aktion durch. Die Redakteure der "Süddeutschen Arbeiterzeitung", Willi Bohn und Hans Reuss, hatten zunächst das Geschehen auf dem Marktplatz beobachtet und saßen dann gespannt in einem Cafe‚ in der Tübingerstr.. Dort und in vielen Lokalen und teilweise zu Hause hörten die Leute, wie Hitler gerade in Fahrt kam.

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